Es ist erstaunlich wieviel Zeit wir verwenden, um uns und unsere Umgebung zu optimieren. Dank dem Internet finden wir Tricks, Tipps und erfahren ruckzuck, was wir in welcher Situation tun können. Es gibt Blogger, die uns über alles Mögliche informieren. Wie man vegan kocht, wie man seine Kinder möglichst angenehm großzieht, wie man sein Haus in Schuss hält, Beziehungsratgeber, Scheidungsexperten, DIY- Renovierungsexperten. Ach für alles und jedes Ding gibt es einen selbsterklärten „Experten“, den man per Google finden kann und von dessem KnowHow profitieren kann.

Ich freue mich, dass ich immerzu fündig werde, weil Mama google für fast alles einen Rat weiss. Doch es gibt auch durchaus Menschen, die das Ganze zu Ernst nehmen. Die ihren gesunden Menschenverstand und ihre innere Stimme ausblenden und wahllos das als richtig anerkennen, was ein selbsternannter Experte für richtig erklärt.

Meine Hebamme hatte mir einmal davon berichtet, dass es viele Mamis gibt, die abends wenn das Baby endlich schläft, im Internet herumsuchen, wie sie eine bessere Mama werden können und was das Wehwehchen von heute denn sein könnte. Sie hatte bei mir immer gerne Kaffee getrunken und eine schöne Zeit gehabt, wenn es um die Vorsorge oder die Nachsorge ging. Sie hatte mir erklärt, das google ja gut und schön sei, aber manche Mamas halt nicht einschätzen können, was jetzt gerade richtig und falsch für sie ist und das oftmals das Internet eher einige Menschen verwirrt, als aufklärt. Ich war immer froh, wenn ich duschen oder Sport treiben konnte, weil es doch wichtig ist die „MAMA-Zeit“ auch für sich zu nutzen. Jetzt wild herumzugooglen finde ich reine Zeitverschwendung, denn oftmals sind die Kinder einfach nur quengelig, weil es Mama gerade selbst ist, es aber nicht zugeben mag. KINDER sind die Spiegel unserer Seelen.

Manchmal ist es nicht so effektiv nach etwas im Netz zu suchen, weil man es eigentlich bei sich selbst suchen sollte, anstatt im worldwideweb. Denn tief im Herzen wissen die meisten Menschen schon was richtig bzw. falsch für sie ist. Es ist sicherlich hilfreich zu sehen das Mama X ihrem Sohn Kürbismus zubereitet und wie, wenn aber die Prinzessin Kürbis auf den Tod nicht leiden kann, bringt es auch nicht ihr dies zu verabreichen. Es sei denn man putzt gerne ausgespucktes, farbenfrohes Mus auf.  Also, jeder sollte einfach mal auf sich und sein Umfeld achten–OHNE an sich selbst zu (ver)zweifeln.

Ich persönlich lasse mich gerne im Internet inspirieren. Lösungen finde ich in der Regel jedoch selbst für meine Probleme. Als Beziehungsratgeber würde ich mich nicht gerade bezeichnen. Allerdings berichte ich gerne von den komplizierten/komplexen Momenten zwischen Mann und Frau und wie man auch noch nach Jahren an sich und der Beziehung „arbeiten“ kann ohne sich zu übernehmen ;O)).

Dürfen wir heute noch einfach wir selbst sein? Müssen wir die perfekten Businessfrauen/Businessmänner ohne Makel sein? Darf heute noch jemand mit einem Schönheitsfehler herumlaufen und faltig sein? Darf auch jemand joggen gehen, der keine Hightech-Ausrüstung besitzt und mit Iphone ausgerüstet ist, das ihn dank coolen Sounds begleitet und effektiver macht?

Ich finde es schade, dass wir alles bewerten und optimieren müssen. Ich tue es ja selbst immer, stöhn. Warum kann ich nicht mein Gegenüber einfach lieben, so wie er/sie ist, ohne dass er etwas besonderes tut oder effektiv ist? Einfach um seiner/ihrer selbst Willen?

Seien wir doch einmal ehrlich. Wenn bei einem BlindDate jemand zugeben würde, dass er am liebsten auf der Couch herumlungert und dabei nichtssagend in die Luft starren würde–fänden wir das als Frau/Mann attraktiv? Das Bild an sich ist lustig-aber ist es in unserem heutigen Zeitalter moralisch vertretbar?

Mir wurde am Vormittag gesagt, ich könnte auch mal einen Tag nichts tun, dann würde, ich am nächsten Tag energiegeladen sein und könnte effektiver handeln.Die These an für sich macht Sinn und gefällt mir. In der Umsetzung stellt sich das Ganze etwas problematisch dar:

Wenn ich meinen Couchmodus aktiviere, und einen Vier-jährigen und eine Krabbelnde einfach einmal ganz sie selbst sein lasse und auch sonst weder im Haushalt noch im Home-Office etwas anpacke…ob ich dann morgen noch aus dem Haus komme…oder ob um mich herum überall Riesenhaufen von Zeug herumliegen, und ich ersteinmal ein Zirkeltraining absolvieren müsste, um überhaupt meine Position von der Couch zu verlassen?!

Jeder interpretiert Effektivität anders. Ich persönlich bin im Moment froh, wenn ich einen Punkt auf meiner To do Liste abhaken kann. Kleinkinder nehmen einen doch schon sehr in Anspruch. Aber sie sind liebenswert und zuckersüß. Deswegen bin ich derzeit nicht so effektiv. Ich hoffe, dass mein Herz meinem Verstand beweist, dass es effektiver ist Dinge zu erledigen wenn sie dran sind und es gerade fluppt, als sich starr an der to do Liste festzukrallen, in der Hoffnung effektiv und optimal zu sein.