Ich habe heute die Ehre ein Paar zu interviewen. Gisela A.(45) und Luigi A.(52) sind seit über 23 Jahren ein glückliches Paar. Ich freue mich, dass Sie uns Tipps geben, wie man die Liebe am Leben erhält und uns sagen, wie es funktioniert in einer binationalen Beziehung. Gisela ist Deutsche, Luigi Italiener.

Nicole: Hallo Ihr beiden. Erst einmal bedanke mich ich bei Euch, dass ihr Euch auf dieses kleine Interview einlässt. Wenn ich Euch so ansehe, dann darf ich das mal bemerken: Ihr seht sehr glücklich aus und strahlt. Seid ihr immer noch ineinander verliebt?

Gisela: Ja, immer wieder. In einer langen Beziehung musst du dich immer wieder neu erfinden. Und man verändert sich auch ein Stück. Jeder entdeckt an dem anderen spannende Details und verliebt sich in die Eigenarten.

Nicole: Luigi, was findest du an Gisela attraktiv?

Luigi (schaut sie mit einem Lächeln an): „Alles, das ist typisch Italiener, ja ich weiß, aber das Gesamte bei Gisela stimmt einfach . Sie achtet sehr auf ihr Äußeres, ist viel Pasta, macht aber auch sehr viel Sport. Deswegen hat sie eine Top Figur im Gegensatz zu mir.“ er klopft sich bedächtig auf sein kleines Bäuchlein. „Tja, meine Frau kocht gut für mich, ich bin rundum versorgt wie in Italia. Sie versorgt mich, erinnert mich an Termine, die ich sonst vergessen würde und muntert mich auf, wenn mir die Sonne in Deutschland fehlt“.

Nicole: Und du, Gisela, was findest du an Luigi so anziehend?

Gisela:„Außer seinem sexy Akzent? Das kann ich alles gar nicht aufzählen. Ich sag dir lieber was mich nervt. Nee, es passt zwischen uns, wir stehen immer noch aufeinander und fummeln wie frisch Verliebte vorm Fernseher herum.“

Nicole: Hattet ihr Probleme, wegen der unterschiedlichen Nationalitäten/Mentalitäten?

Gisela: Ich bin nicht katholisch. Das war für Luigis Mutter eine Katastrophe. Sie hat lange gebraucht, um damit klar zukommen, dass Luigi mich tatsächlich heiraten möchte und ich nicht nur so eine Freundin für schöne Stunden bin. Ich hatte es nicht leicht, als ich mit nach Italien reiste. Während die Männer der Familie mich herzlich empfingen, zeigte mir seine Mutter zunächst die kalte Schulter. Ich habe sie irgendwann für mich gewonnen. Durch meine Beständigkeit. Das ist typisch deutsch, zuverlässig zu sein und irgendwie berechenbar ohne großes Tamtam. Das hat sie beeindruckt, dass ich mich von ihr nicht hab aus der Ruhe bringen lassen, auch wenn ich innerlich oft fast überkochte. Aber ich denke ich bin gut erzogen worden. Respekt war mir immer wichtig gegenüber Älteren. Nachdem ich ihr dann den langersehnten Enkel geschenkt habe, wurde ich zur Lieblingsschwiegertochter. Tja, so kann sich alles verändern.

Nicole: Wie lange wart ihr ein Paar, bis du schwanger wurdest?

Gisela: Wir haben Nägel mit Köpfen gemacht und nach drei Monaten Beziehung geheiratet. Schwanger wurde ich erst zwei Jahre darauf. Wir waren beruflich so sehr eingespannt, dass da kein Platz für ein Kind gewesen wäre. Luigis Familie ist überwiegend in Italien, meine Familie eher klein. Also waren wir auf uns gestellt.

Nicole: Was hat sich durch Eure Kinder in der Beziehung verändert?

Luigi: Der Sex ist spontaner geworden. Man hat als Eltern mit Job dazu kaum Zeit. Da muss man kreativer werden. Und Kinder wollen ja nie schlafen, wenn die Eltern sich das wünschen!

Gisela lächelnd: Ja, Kinder brauchen viel Aufmerksamkeit. Da hat sich Luigi oft vernachlässigt gefühlt und die ein oder andere Zabaione mehr verdrückt. Als die Kinder kleiner waren, haben wir viel mit ihnen unternommen. Abends hatten wir dann Zeit füreinander, waren aber völlig platt. Aber ich denke das kennen alle Eltern. Man will sich bemühen, dem anderen zu gefallen, würde aber am liebsten im Stehen einschlafen.

Nicole: Wie habt ihr Euch kennengelernt?

Luigi: „Gisela hat da in diesem kleinen Cafe gejobbt. Sie hat studiert, und nebenbei Leute bedient. Ich saß in dem Cafe und hab sie sehr lange beobachtet. Ein paar Tage hintereinander war ich da und habe sehr viel Cafe getrunken. Irgendwann fragte sie mich, ob ich nicht ein Stückchen Kuchen dazu haben wolle, Kaffee alleine sei doch auf dauer langweilig. Da hab ich sie gebeten, dass sie mit mir zusammen Kuchen isst, weil ich keine Ahnung hätte welcher schmeckt ;O). Als Sie Feierabend hatte, saßen wir dann in dem gleichen Kaffee und aßen am selben Tisch…

Gisela: Kirschstreusel und Mokkatorte. Ich weiß, schreckliche Kombination, aber ich wusste ja nicht was er mag. Er hat kaum etwas herunterbekommen so nervös war er, als ich vor ihm saß. Das war echt süß. Und sein deutsch war auch sehr zweifelhaft zu verstehen. Jedes zweite Wort war italienisch. Aber mir hat das gefallen. Mir hat er gefallen.

Nicole: Gibt es etwas, was ihr gerne zusammenmacht oder etwas was jeder für sich alleine tut?

Luigi: Sport-das ist Giselas Fachgebiet. Da komm ich nicht hinterher, weil sie wirklich fit ist. Das würde lächerlich aussehen, wenn ich hinter ihr herlaufe beim Joggen. Fussball schauen wir zusammen…wenn Deutschland gegen Italien spielt werden wir zu Feinden. Da kenne ich keine Gnade. Bella Italia. Wir kochen auch gerne zusammen und gehen zu Konzerten und ins Kino

Gisela: Luigi geht einmal oder zweimal mit seinen Freunden in der Woche weg. Sie unternehmen etwas zusammen. Egal was sie machen, ich finde das gut. Als Paar nur aufeinander zu hocken ist kontraproduktiv. Wir gehen auch mal getrennte Wege und freuen uns dann wenn wir abends zusammen sitzen und unseren Tag gemeinsam Revue passieren lassen können

Luigi: „Und unsere Tochter geht gerne mit mir irgendwohin. Letztens hat sie mich zum Frisör gebracht. Ich ahnte, dass Gisela das Ganze eingefädelt hat. Aber ist schon okay, auf sein Äußeres zu achten ist ja auch wichtig. Ich liege gerne auf der Couch herum, wenn ich nicht arbeiten muss. Gisela sagt dazu nichts, und wenn Frauen schweigen, ist das so wie wenn du beim Test durchgefallen bist. Ich bin halt nicht so aktiv wie sie. Sie kann den ganzen Tag Tun und Machen und abends noch tanzen. Ich brauche dann einfach einen guten Film und einen Snack und eine hübsche Frau neben mir. Doch die zappelt dann immer herum, weil sie keine Lust hat herumzusitzen. Da muss ich schonmal die Füsse massieren, damit sie sitzen bleibt neben mir“

Nicole lächelt. Gisela schweigt und senkt beschämt den Kopf. Passt schon. Die beiden lieben sich, das ist zu spüren. Jedes Paar hat Ecken und Kanten. Das Einzigartige an den beiden ist, dass sie die Schwächen des anderen kennen und damit leben können, weil sie des anderen Vorzüge zu schätzen wissen.

Nicole: Was würdet ihr Paaren empfehlen, die das Gefühl haben, dass es langweilig wird?

Gisela: Anziehung ist wichtig. Wen man sich voneinander angezogen fühlt, dann hat man auch Zeit und Lust für Zärtlichkeit, wenn nicht dann wird es schwieriger. Paare die lange auf Lust verzichten, haben es schwieriger miteinander glücklich zu sein.

Luigi: Man muss sich immer wieder um den anderen bemühen, Frauen brauchen Aufmerksamkeit, Männer auch. Es ist geben und nehmen. Und dann funktioniert auch die Liebe und die Beziehung.

Gisela: Es darf auch mal langweilig sein. Ein Paar-Leben ist auch Alltag. Das bedeutet auch mal Streit, das bedeutet aber auch Versöhnung und jemanden verzeihen. Wir haben alle Fehler und Menschen sind nun einmal gefühlsgesteuert. Es gibt auch Tage, da musst du Probleme bewältigen und hast keine Zeit für eine rosa Brille und bist grantig. Wenn deine große Liebe auch mit deiner verletzlichen und aggressiven Seite parat kommt und dich als Gesamtpaket akzeptiert, dann gibt es keinen Grund die Beziehung zu beenden. Ganz im Gegenteil ein bisschen Drama macht das ganze spannend.

Nicole: Danke für Eure Offenheit. Ich hoffe, dass ihr weiterhin so glücklich miteinander bleibt.“